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Definition / Synonyme / Klassifikation
Schwäche der Eierstöcke, in deren Folge zu wenig Östrogene gebildet werden. Die Eizellen reifen oft nicht vollständig aus und es bleiben immer mehr Eisprünge aus. Dadurch kommt es auch zu selten zur Bildung von Gelbkörpern und es mangelt an Gelbkörperhormon (Progesteron). In Relation zu den weiblichen überwiegen oft die männlichen Steroidhormone.
Synonyme: Polyzystisches Ovarial-Syndrom, PCOS, früher: „Stein-Leventhal-Syndrom“
ICD-10: E28.2
Häufigkeit: bis zu 12% aller Frauen in Europa; eine der häufigsten Erkrankungen und Sterilitätsursachen bei prämenopausalen Frauen
Diagnosekriterien
Diagnosekriterien des PCOS (nach der internationalen Konsensus-Konferenz in Rotterdam, 2003):
- seltene oder keine Eisprünge (Oligo- und/oder Anovulation)
- erhöhte Werte der männlichen Geschlechtshormone (Hyperandrogenämie) und/oder klinische Zeichen der vermehrten Wirkung männlicher Geschlechtshormone: männlicher Behaarungstyp („Damenbart“), Glatzenbildung, Akne
- vergrößerte Ovarien mit mehreren oder zahlreichen kleinen Zysten im Ultraschall
- Ausschluß anderer Ursachen wie (z. B. Cushing-Syndrom, Late-Onset-AGS [adrenogenitales Syndrom], androgenproduzierende Tumore
Ursachen
In der Schulmedizin gilt die Ursache des PCO-Syndroms als nicht bekannt. Eine wesentliche Rolle scheinen die Insulinresistenz und die verstärkte Androgenwirkung zu spielen.
Das Das Darmmikrobiom von Frauen mit PCO unterscheidet sich signifikant von dem nicht betroffener Frauen, so daß hier inzwischen auch ein ursächlicher Zusammenhang gesehen wird. Bei Frauen mit PCO ist häufig die Darmbarriere gestört (Zonulin in Blut und Stuhl erhöht). Es kommt zu einem vermehrten Übertritt von Lipopolysacchariden aus den Zellwänden gramnegativer Darmbakterien ins Blut. Hier aktivieren diese das Immunsystem und verursachen so eine schwelende Entzündungsreaktion (silent inflammation) mit erhöhten Spiegeln von TNF-α und CRP. In weiterer Folge entwickelt sich eine Insulinresistenz mit chronisch erhöhten Insulin- und IGF-I-Spiegeln, die wiederum die Androgensynthese steigern.
Rauchen und Übergewicht der Mutter während der Schwangerschaft erhöht das Risiko der Töchter für die Entwicklung eines PCO.
Symptome
- Häufiges oder gänzliches Ausbleiben der Regelblutung
- unerfüllter Kinderwunsch
- Ansätze von männlichem Haarwuchs (Hirsutismus), Glatzenbildung am Kopf
- Akne
- oft (aber nicht immer!) Gewichtsprobleme (Etwa 25% der PCOS-Patientinnen sind übergewichtig, ungefähr 40% adipös)
Diagnostik
Ultraschalluntersuchung beim Gynäkologen:
→ mit oft zahlreichen kleinen Zysten besetzte, vergrößerte Eierstöcke (Ovarien)
Hormonbestimmungen:
- Östrogene
- Progesteron
- FSH, LH →
- Insulin
Abklärung der Schilddrüse:
Eine Schilddrüsenerkrankung oder -schwäche gehört definitiv und umfassend ausgeschlossen. Hierzu reicht nicht die einfache Bestimmung eines TSH-Wertes!
Risikoerhöhung für Folgeerkrankungen
- Diabetes mellitus
- Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis)
- Herzinfarkt, Schlaganfall
- Depression
- Fehlgeburten
- Endometriumkarzinom
Behandlungsmöglichkeiten
Behandlungs-möglichkeiten
Grundlegende Basismaßnahmen
Gewichtsreduktion bei Übergewicht
Allein durch eine Gewichtsabnahme von 5% des Körpergewichts kann es zu einer Zyklusnormalisierung mit Ovulationen, Senkung der Androgenspiegel und spontanen Konzeptionen bei PCOS-Patientinnen kommen.
Entscheidend ist hierbei vor allem die konsequente (durch einen erfahrenen Ernährungstherapeuten begleitete) Ernährungsumstellung mit Verzicht auf zunächst alle Getreidesorten, Zucker, Kartoffeln, Reis und tierische Fette!
Bewegung
Nicht nur bei Übergewicht ist regelmäßige sportliche Bewegung unerläßlich zur Besserung der Insulinresistenz und zur Vermeidung weiterer Risiken!
schulmedizinische Therapie
- Gabe von Antiandrogenen
- Zyklusregulation durch kombinierte orale Kontrazeptiva
- ovarielle Stimulation mit Letrozol etc.
ganzheitsmedizinische Behandlungsansätze
Orthomolekulare Basisversorgung
Im Vitamin-, Mineral- und Mikronährstoffmangel kann der Stoffwechsel nicht ins Gleichgewicht kommen. Hier hilft die Multi-Vitamin-und-Mineral-Pille leider wenig.
Die individuell tatsächlich vorhandenen Mikronährstoffmängel müssen im Labor erkannt und quantifiziert werden. Anschließend läßt sich ein genauer Behandlungsplan zur Substitution der gefundenen Mängel erstellen.
Am häufigsten werden folgende Mängel in unterschiedlichem Ausmaß gefunden und bedürfen der individuell dosierten Substition:
- die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA
- Vitamin D3
- Zink, Selen, Jod
- Magnesium, Kalium, Mangan
- Chrom
Ernährungsumstellung
Nach erfolgreicher Gewichtsreduktion (s.o.) sollte die Ernährung weiterhin arm an Kohlenhydraten, Tiermilch und tierischen Fetten bleiben.
Dafür sollten vermehrt Ballaststoffe (Chiasamen, Konjak Pulver, Kokosmehl, Haferkleie oder auch Leinsamen) zugeführt werden.
Hier ist ein Ernährungscoaching oder zumindest eine professionelle Ernährungsberatung dringend zu empfehlen, sonst verschlimmbessert man die Situation nur allzu leicht!
Ergänzend gibt es die Möglichkeit des Seed Cyclings, die sich bei manchen meiner Patientinnen zur Stabilisierung des Zyklus bewährt hat.
Sanierung der Darmflora / Behandlung eines leaky-gut
Präbiotika wie Inulin o. resistente Stärke können die Darmbarriere verbessern.
In Studien führten beispielsweise 20g resistente Stärke täglich zu einem deutlichen Rückgang der Entzündungsmarker und des Testosteronspiegels, sowie zu einem regelmäßigeren Zyklus.
Gezielte Sanierung der Scheidenflora (Vagicheck)
Behandlung der Östrogendominanz
weitere studiengesicherte Therapieansätze
Berberin wirkt genauso effektiv wie Metformin, um den Testosteronspiegel zu senken, die Dyslipidämiezu verbessern und die Insulinresistenz zu vermindern.
erhöht Expression von Adiponectin-Rezeptoren und senkt die Insulinresistenz
senkt LH, Testosteron, Dehydroepiandrosteronsulfat
- Reduktion des HOMA-Index
- Verminderung des freien Androgen-Index
- Verminderung der Serumtriglyceride
- Reduktion des Insulinspiegels
- Verminderung des HOMA-Index
- Verminderung des Insulinspiegels
- Verminderung des sCRP